Coworking Festival Rückblick: Ist ländliches Coworking gekommen, um zu bleiben?

Coworking Festival Rückblick: Ist ländliches Coworking gekommen, um zu bleiben?

5. April 2022 0 Von Katja

Das erste Coworking-Festival in Mecklenburg Vorpommern ist vorbei. Zumindest offiziell. Denn in uns klingt und schwingt noch ganz viel nach. Die guten Gespräche, die Freude am Austausch, die tollen Coworking-Orte im Land. 

Unser Regionalbüro von CoWorkLand M-V war mit drei Veranstaltungen dabei, zwei offenen und einer geschlossenen.

Am Montag ging es mit einer Online-Session zum Thema „Coworking in M-V: Ein Überblick über Konzepte, Herausforderungen und Chancen“ los, in der wir gezeigt haben, wer und was CoWorkLand eigentlich ist und macht, welche Coworking-Projekte es in M-V gibt und warum Coworking eine große Chance für die Entwicklung ländlicher Räume sein kann. In der anschließenden Diskussion wurde eine Frage besonders intensiv diskutiert: Wie können Unternehmen Coworking als Arbeitsform und Coworking Spaces als „dritte Orte“ (neben Homeoffice und Firmenbüro) für sich nutzen und welche Voraussetzungen müssen hierfür erfüllt sein? Darüber, DASS Unternehmen sich bewegen müssen, wenn sie gute Mitarbeitende gewinnen und halten wollen, haben wir bereits auf dem Blog geschrieben.

Bestärkt durch die Diskussion wollen wir uns nun noch intensiver den konkreten Fragen widmen, die Unternehmen im Hinblick auf Coworking haben und die sie verunsichern, ob sie ihren Mitarbeitenden dieses Arbeitsmodell ohne Weiteres anbieten können. Hier setzen wir zum einen auf den offenen Dialog mit Unternehmen, auf Information und Aufklärung, aber auch auf Pionier*innen, die – wie in anderen Bundesländern bereits geschehen – vorangehen und Coworking in der Praxis für sich testen. Eine tolle Partner-Initiative in diesem Zusammenhang ist “MV Works”. Bereits am kommenden Donnerstag (7.4.) findet eine gemeinsame Expert*innen-Session zum Thema “Coworking im Flächenland” statt, in der wir das Thema „Coworking für angestellt tätige Menschen“ vertiefen werden. Meldet euch gern über LinkedIn an.

Coworking meets Politik: Kommt die “Dableib-Pauschale“? 

Am Mittwoch ging es für uns in Malchin weiter. „Coworking meets Politik“ war das Thema unseres Panels, bei dem wir diejenigen Akteur*innen zusammenbringen wollten, die maßgeblich für das Gelingen eines Coworking-Vorhabens verantwortlich sind: Politiker*innen, Verwaltungsmitarbeitende und Wirtschaftsförder*innen sowie Gründer*innen und Betreiber*innen. An der Diskussion waren dann auch Vertreter*innen aus genau diesen Breichen beteiligt: 

Mit der kultur.schule Malchin, die gleichzeitig Coworking-Campus ist, haben wir den perfekten Ort für das Panel gefunden. Der Leiter der Musikschule, Fridolin Zeisler, hat einen tollen räumlichen und technischen Rahmen für die Veranstaltung geschaffen, sodass Teilnehmende vor Ort und online mitmachen konnten und das Video nun auch im Nachgang allen zur Verfügung steht, die wissen wollen, welche Hebel wir gemeinsam bedienen können, damit es in Zukunft noch mehr Orte für nachhaltiges und gemeinschaftliches Arbeiten auf dem Land gibt.

Folgende Themen haben wir (unter anderem) diskutiert: 

  • Unterschiede Coworking auf dem Land und in der Stadt
  • Politik: Bürgernähe durch Coworking?
  • Anforderungen, die erfüllt sein müssen, damit Politiker*innen in Coworking Spaces arbeiten können
  • Hürden für Gründer*innen – und wie die Verwaltung unterstützen kann
  • Immobilienrecht – und warum es ein Update braucht
  • Vorzeigeprojekt „Demminer Bahnhof“: Wenn alle an einem Strang ziehen
  • Fördermittel – und wie sie gründer*innenfreundlicher werden
  • Angestellte als Zielgruppe für ländliches Coworking
  • Brauchen wir ein Recht auf mobiles Arbeiten? 
  • “Dableib-Pauschale“ beats Pendlerpauschale

Wie misst man den Erfolg von Coworking?

Am Donnerstag kam schließlich im Davinci3 in Wrodow (Mecklenburgische Seenplatte) der “CoWorkLand-Lenkungskreis” erstmals zusammen, eine bunt gemischte Runde mit Vertreter*innen u.a. aus Politik, Wirtschaftsförderung, New-Work-Initiativen sowie Gründer*innen und Betreiber*innen von Coworking-Orten und Retreats. Der Lenkungskreis ist einerseits “Kontrollgremium” für unser Regionalbüro, welches aus EU-Mitteln finanziert ist.

Foto: Davinci3

Vor allem aber geben uns die Beteiligten wertvollen Input und haben uns einmal mehr darin bestärkt, die Vielschichtigkeit von Coworking in ländlichen Räumen immer im Blick zu haben. So entbrannte eine lebhafte Diskussion darüber, ob der Erfolg von Coworking an “klassischen” wirtschaftlichen Kriterien gemessen werden kann und sollte, oder ob wir weiterführende Indikatoren brauchen, die über die gängigen Kennzahlen hinausgehen und die Sekundäreffekte und Langzeitentwicklungen stärker einbeziehen. Für uns zeigte sich daran deutlich, dass wir die unterschiedlichen Konzepte ländlichen Coworkings eventuell noch differenzierter betrachten und erklären müssen. Hier werden wir in den kommenden Tagen und Wochen thematisch tiefer einsteigen und uns entsprechende Inhalte und Formate überlegen. 

Der RegioScan für M-V: Wo gibt es Potential für Coworking?

Sowohl am Montag als auch am Donnerstag durften wir zudem erste Ergebnisse aus unserem „RegioScan“ präsentieren, einer Datenanalyse, mit der wir herausfinden wollten, wo es in M-V noch Potenzial für Coworking-Orte gibt. In einem ersten Schritt haben wir die Ergebnisse für den Bereich „Pendlerhäfen“ vorgestellt.

Für die Konzepte der „Neuen Ortsmitte“, sowie für „Workation“-Standorte und „Retreats“ möchten wir die bestehenden Datensätze um eure Ideen ergänzen. Hierfür werden wir in naher Zukunft regionale Workshops durchführen. Gleichzeitig könnt ihr Orte, in denen ihr gute Voraussetzungen gegeben seht, um Coworking dort zu etablieren, auf unserem Blog unter „RegioScan“ eintragen. 

Davinci3: Ein Coworking-Retreat wie aus dem Bilderbuch

Und dann war da noch das Davinci3. Ein neuer Coworking Space, der zugleich Kunst- und Ausstellungsort und Retreat ist, und uns sehr beeindruckt hat. Wenige Kilometer hinter Penzlin (Mecklenburgische Seenplatte) inmitten idyllischer Hügellandschaft und in Seenähe gelegen, katapultiert einen die ehemalige Kunsthalle allein aufgrund ihrer Größe und der außergewöhnlichen Einrichtung direkt in neue kreative Sphären. Die Gründer*innen und Betreiber*innen, Jacqueline, Sylvester und Felix, haben hier mit viel Leidenschaft einen Ort geschaffen, der zeigt, wie modern, digital und malerisch schön Landleben 2022 in M-V sein kann. 

In diesem Sinne: Nach dem Coworking-Festival ist vor dem Coworking-Festival. Denn Coworkig in M-V, das hat diese Woche eindrücklich gezeigt, ist gekommen, um zu bleiben.

Weitere Eindrücke vom Coworking-Festival gibt es hier (offizielle LinkedIn-Seite des Festivals) und hier (Erfahrungsbericht von Philipp Achterberg und Lukas Schröder auf der Seite der German Coworking Federation).