Der CoWorkLand RegioScan: Welche Regionen in Mecklenburg-Vorpommern sind bereit für Coworking?

Der CoWorkLand RegioScan: Welche Regionen in Mecklenburg-Vorpommern sind bereit für Coworking?

15. September 2022 0 Von Katja

Wo kann Coworking in ländliche Räumen funktionieren? Wird ein Coworking Space in M-V, in einem bestimmten Ort, erfolgreich sein? – Diese Frage wird immer wieder an uns herangetragen. Viele Gründer*innen haben gute Ideen und bestenfalls eine Immobilie, in der sich ein Coworking-Konzept theoretisch umsetzen ließe. Gleichzeitig treibt sie die Frage um, ob es genug Nachfrage nach Coworking-Orten auf dem Land gibt. Diese Frage können wir natürlich nicht mit Sicherheit beantworten. Was wir tun können, ist Gründer*innen zu ermutigen, ihre Ideen umzusetzen, auch wenn sie damit Neuland betreten. Gerade auf dem Land braucht es die Pionier*innen, die neue Wege des Zusammenlebens und -arbeitens ausprobieren und andere einladen, es ihnen gleich zu tun. Neben einer realistischen Finanzplanung und Durchhaltevermögen ist vor allem Beweglichkeit gefragt, also die Bereitschaft, Angebot und Geschäftsmodell immer wieder zu justieren und auf die Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Daneben haben wir mit dem „RegioScan“ ein Tool entwickelt, um Regionen zu identifizieren, an denen die Chancen gut stehen, dass Coworking-Konzepte sich dort erfolgreich umsetzen lassen. 

Der RegioScan ist eine datenbasierte Analyse. Folgende Fragen liegen ihm zugrunde:

  • Welche Standorte bieten Potenzial für die Entwicklung von Coworking Spaces (um eine Großstadt/Metropole)?
  • Wodurch zeichnet sich der Standort aus (z.B. mögliche Nutzer*innen, räumliche Lage, Verkehrsanbindung etc.)?
  • Welche Effekte sind in der Region zu erwarten (Reduktion CO2 und PKW-Kilometer)?
  • Wie viele Nutzer*innen könnte es geben?

Der Scan wird dann im Hinblick auf die unterschiedlichen Coworking-Typen durchgeführt. Für Mecklenburg-Vorpommern sind das: 

  • Pendlerhafen – aufgrund der Anbindung an Metropolen, wie Berlin und Hamburg, aber auch an Mittelstädte, wie Rostock, Greifswald, Stralsund, Neubrandenburg
  • Workation – aufgrund der Tatsache, dass Mecklenburg-Vorpommern eine beliebte Urlaubsregion ist
  • Retreat – wegen des Vorhandenseins unberührter Landschaften und einer echten „Pampa“
  • Neue Ortsmitte – aufgrund der jahrelangen Abwanderung und der Ausbreitung strukturschwacher Regionen, von denen einige aber aktuell wieder an Attraktivität gewinnen

Um herauszufinden, welche Coworking-Typen sich wo am ehesten umsetzen lassen, müssen verschiedenste Daten analysiert werden. Welche das sind, ist von Coworking-Typ zu Coworking-Typ unterschiedlich. Folgende Kriterien fließen dabei unter anderem mit ein: 

Pendlerhafen

  • Pendlerquote in den Groß- und Mittelstädten
  • Pendeldistanz 
  • Haltestellen (Bus und Bahn) vorhanden
  • Einzelhandel vorhanden
  • Nahversorgung vorhanden
  • Kita / Schule vorhanden

Workation & Retreat

  • Periphere Lage: keine Klein-, Mittel- und Großstädte
  • Naturnahe Lage: am Wasser, am/im Wald, an Naturschutzgebieten
  • Ausprägung Retreat: ergänzend gibt es ein Gutshaus oder Schloss 
  • Ausprägung Workation: ergänzend gibt es ein Hotel/Hostel

Neue Ortsmitte

  • Lage: keine Klein-, Mittel- und Großstädte
  • Theater, Kneipe, Gasthof, Dorfhaus, Museum, Bolzplatz, Spielplatz, Festwiese oder offene Scheune ist gegeben und/oder soziale Infrastruktur ist gegeben
  • Anbindung ÖPNV ist gegeben

Nachdem unser „Analyse-Team“ die M-V-Landkarte in kleine Untersuchungsbereiche (Hexagone) eingeteilt hat, werden dann verschiedene Datenquellen angezapft, um Werte für die o.g. Kriterien zu ermitteln. 

Auswertung Pendlerströme in M-V für den Coworking-Typ „Pendlerhafen“

Stück für Stück entsteht so ein Bild, auf dem sich Potenzial-Regionen erkennen lassen. Hier seht ihr den Prozess exemplarisch für den Typ „Neue Ortsmitte“. 

Auswertung für den Coworking-Typ „Neue Ortsmitte“
Auswertung für den Coworking-Typ „Neue Ortsmitte“
Auswertung für den Coworking-Typ „Neue Ortsmitte“

Qualitative Erhebung vor Ort

Wer sich mit Coworking-Konzepten beschäftigt, weiß aber auch, dass es am Ende nie nur die „Zahlen und Fakten“ sind, die über Erfolg oder Nicht-Erfolg eines Neuen Ortes ausschlaggebend sind.  Entscheidend sind die Menschen hinter den Projekten, aber auch die Akteur*innen in der Region: Wo gibt es bereits Initiativen von aktiven Bürger*innen? Wo besonders offene und experimentierfreudige Bürgermeister*innen? Wo tummeln sich viele Gründer*innen, Rückkehrer*innen oder Aussteiger*innen, die bereits Neues wagen?

Um diese zu finden, führen wir bei jedem RegioScan zusätzlich zur GIS-Analyse regionale Workshops durch. So auch in Meck-Pomm, wo wir mit Akteur*innen u.a. aus Wirtschaft, Tourismus, Politik und Verwaltung in den Regionen Vorpommern, Seenplatte, Westmecklenburg und Nord-Ost-Küste gesprochen haben.

RegioScan Workshop in Neubrandenburg
RegioScan Workshop in Wolgast
RegioScan Workshop in Wolgast

Anhand der Ergebnisse aus GIS-Analyse und Workshops haben wir schließlich die Top-10-Potentialorte für die unterschiedlichen Coworking-Typen ermittelt. Die ersten Ergebnisse könnt ihr hier einsehen und herunterladen.

Einen ausführlichen Beitrag zur Auswertung des RegioScans M-V gibt es in Kürze hier auf dem Blog.

Unter diesem Link könnt ihr uns auch weiterhin Orte mit Potenzial oder Hinweise, welche Macher*innen wir unbedingt kennenlernen sollten schicken.